Tag 16 –  Leave it

Also “change it”, dachte Marie, ist nicht so sehr schwer. Wenn ich die Ruhe bewahre, kurz nachdenke und dann vorausschauend handle, klappt es gut, eine blöde Situation zu ändern. Das hat sich gestern bei allen Ereignissen wie übergelaufene Milch, verlorene Handschuhe, Noahs Husten und sogar beim Schreiben vom Finanzamt bewiesen.

Aber gleich heute hatte sie ein Erlebnis, das nicht so einfach nur zum Verändern war. Leave it – sie musste eine Situation verlassen.

Ihre Schwiegermutter Anneliese, kritisierte seit Wochen bei jedem Besuch vehement, dass Marie Noah jetzt schon in den Kindergarten angemeldet hat. „Das ist viel zu früh für das Kind, der ist noch zu klein. Noah braucht dringend noch seine Mutter und seine gewohnte Umgebung. Und dann zu fremden Leuten. Wenigstens zu seiner Oma könntest du ihn tagsüber bringen.“ Genau hier lag ihr Problem. Sie wollte Noah für sich haben. Und sie wurde nicht müde, immer wieder zu meckern und zu schimpfen.

Argumente wie Noah liebt Kinder, es gefällt ihm in der Kita sehr gut. Für ihn sind Spielgefährten und der soziale Umgang mit ihnen wichtig. Das alles zählte bei ihr überhaupt nicht.

Anneliese war sauer mit ihr, und wenn ihr die Argumente ausgingen, wurde sie auch recht laut.

Für Marie war das ganz schrecklich, war sie doch die Mutter ihres verstorbenen Mannes. Aber jeder Besuch von ihr wurde zur Tortur. Sie beschloss, ihrer Schwiegermutter zu sagen, dass sie sie nicht mehr sehen wollte, wenn sie nicht aufhört, immer wieder mit dem gleichen Thema anzufangen. Aber Anneliese war unversöhnlich. Wenn das so ist und sie nicht ihre Meinung sagen dürften, dann würde sie auch nicht mehr kommen.

Was denkst Du darüber, lieber Leser, liebe Leserin? Wie sollte sich Marie verhalten?